Experten-Interview mit Frank Ebisch

Schornstein nachrüsten

Wer von einem gemütlichen Kaminfeuer in den vier Wänden träumt, darf den richtigen Schornstein bei der Hausplanung nicht vergessen. Ansonsten muss man ein Schornsteinsystem bzw. eine Abgasleitung nachrüsten.

Schornstein nachrüsten

Warum einen Schornstein nachrüsten?

Ein Haus ohne Schornstein war lange Zeit undenkbar. Heute kommen moderne Heizsysteme wie eine Wärmepumpe oder eine Gasbrennwerttherme auf dem Speicher ohne Schornstein aus. Wer allerdings mit einem Kamin oder einem Kachelofen für wohlige Wärme im Haus sorgen möchte, kommt an einem Schornstein nicht vorbei.

EdelstahlschornsteinManchmal kommt es vor, dass sich der ein oder andere Bauherr zunächst gegen einen Kamin entscheidet und erst nach dem Hausbau feststellt, dass das Budget noch für einen Kaminofen inklusive den dafür benötigten Schornstein ausreicht.

Für Spätentschlossene bietet der Handel verschiedene Lösungen zum Nachrüsten an. Am preisgünstigsten und einfachsten ist ein Edelstahlschornstein, der an der Außenwand verlegt wird. Der Außenschornstein ist innerhalb eines Tages eingebaut. Eine andere, meist optisch ansprechendere Variante ist das Nachrüsten eines gemauerten Schornsteinsystems. Allerdings lohnt sich dieses oftmals nur beim Altbau, bei welchem ein Schornstein bereits vorhanden ist und lediglich eine Schornsteinsanierung anfällt.

Frank EbischExperteninterview mit Frank Ebisch,Pressesprecher ZVSHK:
Frank Ebisch, Bereichsleiter Kommunikation und Strategie des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), beantwortet im folgenden Interview die häufigsten Fragen zum Thema „Schornstein nachrüsten“.
Der ZVSHK vertritt die Interessen des SHK-Handwerks (SHK = Sanitär, Heizung, Klima) in ganz Deutschland. Er gilt als größter nationaler Verband in der Europäischen Union für die Planung, den Bau und die Unterhaltung gebäudetechnischer Anlagen. Ein Kernthema des Wirtschaftsverbands ist die Energiewende, worunter vor allem das Thema „effizientes Heizen“ fällt.

Die 10 häufigsten Fragen zum Thema Schornstein nachrüsten an Frank Ebisch

  1. Welche Heizsysteme benötigen grundsätzlich einen Schornstein?
    Frank Ebisch: Alle Heizsysteme, die Wärme durch Verbrennung erzeugen, benötigen eine Abgasanlage. Beim Einsatz fester Brennstoffe muss die Abgasanlage ein Schornstein sein. Ein Schornstein unterscheidet sich von einer Abgasanlage durch seine Rußbrandbeständigkeit, denn bei der Verbrennung fester Brennstoffe, wie zum Beispiel Holz oder Kohle, entsteht Ruß, der sich im Schornstein absetzen kann.
    Die Bauform und Ausstattung eines Kamines richtet sich nach dem Anwendungszweck. Für die sichere Funktion der Anlage und die Lebensdauer ist eine genaue Abstimmung der Anlagenkomponenten notwendig. Entscheidende Unterschiede ergeben sich aus der Brennstoffwahl (Gas, Öl, Holz, Pellets). Zusätzlich ist die Art und die Ausstattung der Feuerstätte entscheidend (offener / geschlossener Kamin, Kachelofen, Heizkessel) Der Einsatz eines Schornsteines ist jedenfalls die einfachste und sicherste Lösung, um Abgase abzuführen.

  2. Welche Möglichkeiten gibt es für den nachträglichen Einbau der Schornsteine?
    Einen klassischen – also gemauerten Schornstein – nachzurüsten ist meist aufwendig und teuer, daher wird bei der Nachrüstung meist auf Fertigelemente oder komplette Edelstahlsysteme gesetzt, die an der Außenwand befestigt werden können.

  3. Wie werden Schornsteine und Edelstahlschornsteine jeweils nachgerüstet? Welcher technische Aufwand steckt dahinter?
    Der Aufwand hängt maßgeblich von der Bausituation ab. Wird ein Schornstein in einem bestehenden Gebäude gemauert, ist der Aufwand erheblich, da nicht nur ausreichend Platz geschaffen werden muss, sondern auch Zwischendecken- und Dachdurchbrüche notwendig sind. Ein Edelstahlsystem nachträglich an der Außenwand zu befestigen, ist vergleichsweise einfach. Wichtig ist hierbei, dass die Mündungshöhe eingehalten wird. Dies gilt für Feuerstätten, die mit festen Brennstoffen betrieben werden, und soll Nachbarschaftsbeschwerden vermeiden.

  4. Muss beim Neubau eine Nachrüstung vorgenommen werden, wenn der Schornstein im Rahmen der Planung gleich vorgesehen wurde?
    Wenn der Schornstein bereits in der Entwurfsphase des Gebäudes eingeplant wird, ist vieles einfacher. Was schnell vergessen wird: Die Feuerstätte benötigt nicht nur eine Abgasabführung, sondern auch Sauerstoff für die Verbrennung. Je größer die Leistung der Feuerung, desto mehr Sauerstoff muss zugeführt werden. Neubauten oder auch komplettsanierte Bestandsgebäude haben oft eine sehr dichte Gebäudehülle. Die Verbrennungsluft strömt also nicht – wie früher – durch Fenster, Türen usw. ein, sondern muss durch eine Leitung geführt werden. Daher ist es bei neuen oder sanierten Häusern für den Kamin oder Ofen wichtig, eine Verbrennungsluftversorgung von außen vorzusehen.

  5. Welche Fachleute sind für den nachträglichen Einbau und die Genehmigung eines Kamins mit nachgerüstetem Schornstein notwendig?
    Unabhängig, ob Neubau oder Sanierung, empfiehlt es sich, einen Ofen- und Luftheizungsbauer ins Vertrauen zu ziehen. Er ist der erste Ansprechpartner für Kamine und Öfen. Er tauscht sich auch mit dem Bezirksschornsteinfeger bezüglich der Abgasanlage aus.

  6. Einige Neubaubesitzer verzichten aufgrund der Investitionskosten auf einen Kamin und damit auch auf einen Schornstein. Rechtfertigt sich Ihrer Meinung nach die Investition durch die Heizkosten-Einsparungen, die mit dem Kamin erzielt werden können?
    Mit Holz zu Heizen ist keine rein wirtschaftliche Entscheidung, auch wenn der Auslöser für die Entscheidung oft der Ärger über steigende Energiepreise oder die Abhängigkeit fossiler Brennstoffe ist. Die Holzfeuerung bringt natürliche Strahlungswärme und Gemütlichkeit in den Wohnraum, außerdem wertet ein individuell errichteter Kamin oder Ofen die eigenen vier Wände auf und schafft eine besondere Atmosphäre.

  7. Kachelofen und Kaminofen im Vergleich – wo sehen Sie die Vor- und Nachteile?
    Welcher Ofentyp der Richtige ist, hängt vom Nutzerverhalten und den Kundenwünschen ab. Wer die Feuerstätte nur gelegentlich nutzt und den Wohnraum schnell auf Temperatur bringen möchte, wird sich eher für einen Heizkamin oder Kaminofen entscheiden. Wer täglich heizt und viel Zeit vor dem Ofen verbringt, setzt auf einen Kachelofen. Handwerklich errichtete Kachelöfen und Kamine werden individuell an den Wohnraum und die eigenen Bedürfnisse angepasst. Es gibt unzählige Gestaltungsmöglichkeiten für jeden Geschmack. In jedem Fall sollte man sich an einen Ofen- und Luftheizungsbauer wenden, um die passende Feuerstätte zu finden.

  8. Spielt es für den nachträglichen Schornsteineinbau eine Rolle, ob man einen Kaminofen oder einen Kachelofen betreiben möchte? Falls ja, auf was muss man achten?
    Die Leistung der Feuerstätte spielt eine Rolle, denn was für die Verbrennungsluft gilt, gilt auch für die Abgasanlage: Je größer die Leistung der Feuerung, desto mehr Gas muss durchgeführt werden, das heißt eine große Feuerung braucht einen größeren Schornsteinquerschnitt.

  9. Wie wichtig ist es, Kaminöfen und Schornsteine regelmäßig zu warten? Was sollte dabei in welchen zeitlichen Abständen geprüft werden?
    Wie oft, die Feuerungsanlage – so wird bezeichnet man die Einheit aus Feuerstätte und Abgasanlage – gereinigt und gewartet werden muss, hängt allein vom Betreiber ab. Die entscheidenden Fragen: Wie oft wird die Feuerstätte genutzt und welche Qualität hat die Verbrennung? Letztere hängt wiederum von der Brennstoffqualität und der richtigen Verbrennungsluftversorgung ab. Wer mit feuchtem Holz heizt oder zu früh die Verbrennungsluft abriegelt, sorgt für Rußbildung. Die Folge: schwarze Scheiben, dunkler Feuerraum, Ruß im Schornstein, unnötige Umweltbelastung, mürrische Nachbarn und jede Menge Arbeit.

  10. Welche Tipps haben Sie zum Heizen mit Holz und Pellets?
    Holz
    • Trockenes Brennholz verwenden: Ideal sind zwei Jahre gelagert, vor Witterung geschützt und winddurchlässig.
    • Auf die richtige Brennstoffmenge achten, zu wenig oder zu viel Brennholz lässt die Scheibe verrußen oder überhitzt die Anlage. In beiden Fällen wird die Umwelt unnötig belastet.
    • Für ausreichend Verbrennungsluft sorgen: Zu Beginn und während der Feuerung benötigt die Verbrennung besonders viel Sauerstoff, das heißt Luftschieber maximal öffnen. An der langen gelben Flamme und der geringen Rauchentwicklung erkennen Sie eine saubere Verbrennung. In der Ausbrand- und Glutphase können Sie etwas Verbrennungsluft zurücknehmen. Sie haben alles richtig gemacht, wenn von dem Brennholz nur feine weiße Asche übrig geblieben ist.
    • Von oben anzünden: Stapeln Sie das Holz im Brennraum zu zwei bis drei Schichten übereinander. Legen Sie Anzünder und feines Zündholz oben auf. Die Flamme frisst sich von oben nach unten durch, wobei meist weniger Rauch entsteht.
    Pellets
    Auf die Qualität der Pellets achten und in jedem Fall trocken lagern.

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