Farben im Vergleich
Ein neuer Anstrich hat auch Auswirkungen auf das Raumklima, weil alle Farben ein Teil ihrer Inhaltsstoffe an die Raumluft abgeben. Doch welche Wandfarben sind die besten?
Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe – es gibt viele verschiedene Arten. Von der Optik muss jeder Heimwerker selbst entscheiden, welche Farbe seine Trendfarbe darstellt. Aber auch die Verträglichkeit und die gesundheitliche Unbedenklichkeit sind entscheidende Faktoren beim Farbenkauf. Im Gegensatz zu herkömmlichen Farben gibt es Naturfarben – diese sorgen für ein gesundes Raumklima, machen Freude am Wohnen und sind für Allergiker geeignet.
Silikatfarben
Silikatfarben sind rein mineralisch und gehören zu den langlebigsten Wandfarben. Reine Silikatfarben bestehen aus zwei Komponenten (Pulver/Wasserglas) und können nicht mehrere Tage angerührt gelagert werden. Sie gehören zu den diffusionsoffensten Farben. Geeignete Untergründe sind Kalk- und Kalkzementputze, Natur- und Kunststeine und alte Silikatanstriche. Der Untergrund muss verkieselungsfähig (sand- oder quarzhaltig), kunststofffrei und unbehandelt sein. Die Farbe ist für Allergiker geeignet und emissionsarm. Da Silikatfarbe alkalisch ist, sollten Handschuhe und Schutzbrille getragen werden. Silikatfarben eignen sich auch gut für Fassadenanstriche.
Lehmfarben
Lehmfarben gelten als wohngesund und sorgen für ein gutes Raumklima. Es gibt trockene Farbe in Pulverform, die man zum Streichen mit Wasser anrührt. Sie besteht komplett aus natürlichen Stoffen und ist frei von Lösungsmitteln, Konservierungsstoffen und anderen gesundheitsschädlichen Zusätzen. Es ist auch möglich, streichfertige Farbe zu kaufen. Fein gemahlene Tonmehle machen einen wesentlichen Bestandteil der Farbe aus. Diese Tonmehle, Pflanzenstärke, natürliche Zellulose oder pflanzliches Eiweiß wirken als natürliche Bindemittel. Marmorgranulat und Kreide dienen als Füllstoffe und sorgen für eine gute Farbsättigung. Claytec-Lehmfarbe kann überschüssige Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und bei Bedarf abgeben. So verhindert sie Schimmelbildung auf natürliche Weise. ProCrea-Lehmfarbe wirkt wärmespeichernd, nikotin- und geruchsabsorbierend. Die Farbe besitzt eine hohe Deckkraft, trocknet schnell und ist geruchsarm
Dispersionsfarben
Dispersionsfarben sind auf Wasserbasis hergestellt. Sie sind für den Außenbereich als Fassadenfarbe wie auch als Innenfarbe zu verwenden. Sie ist fleckenbeständig und abwaschbar, ist glatt und gleichmäßig aufzutragen und deckt gut. So werden Dispersionsfarben gerne im Innenraum verwendet, da sie kaum riechen und schnell trocknen. Das lateinische Wort dispertio bedeutet Zerteilung. Das deutet darauf hin, dass die Farben fein verteilt und nicht gelöst sind. Als Bindemittel für die Farbpigmente verwendet man Alkydharze und Latex. Übliche Dispersionsfarben sind nicht wohngesund, da chemisch-synthetische Konservierungsstoffe beigemischt werden. Als gesündere Alternative kommt die Naturharz-Farbe zum Einsatz. Hier sind nur Borsalze und pflanzliche Öle enthalten. Naturharz dient als Bindemittel, der aus Bienenwachs, Baumwachs oder Pflanzenleim besteht.
Latexfarben
Latexfarben eignen sich für stark beanspruchte Wände. Früher nutzte man als Bindemittel natürliches Latex (Milchsaft des Kautschukbaumes). Die echte Farbe ist aus Kostengründen praktisch nicht mehr erhältlich. Heute gibt es sie auf Basis von synthetisch hergestelltem Latex. Sie ist für stark beanspruchte Flächen ideal. Latexfarbe ist wasserabweisend, scheuerfest, strapazierfähig und abriebfest. Die meisten Latexfarben lassen sich durch ihre glatte Oberfläche nicht mit Dispersionsfarbe überstreichen. Auch das Entfernen gestaltet sich als schwierig. Durch ihre starke Versiegelung und dem synthetisch hergestellten Latex ist sie nicht als wohngesund einzustufen.
Kalkfarben
Kalkfarbe ist für alle Heimwerker geeignet, die auf ein natürliches Wohnumfeld Wert legen. Sie besteht aus einer Suspension von Kalk mit Wasser. Kalkfarbe ist alkalisch, dadurch schimmelhemmend und diffusionsoffen. So sorgt sie für ein gesundes Raumklima. Sie kommt gerne bei der Altbausanierung und in Feuchträumen zum Einsatz. Bei der Verarbeitung ist es wichtig, Handschuhe und Schutzbrille zu tragen. Die Farbe setzt keine Schadstoffe frei und darf auf reinem Kalkputz, Kalk-Zementputz oder auf Sandstein gestrichen werden.
Leimfarben
Leimfarbe ist leicht zu verarbeiten und deckt hervorragend. Sie ist besonders als Deckenfarbe, bei Stuckarbeiten und auf Untergründen, die einen spannungsarmen Anstrich erfordern geeignet. Sie ist nur wenige Male und ausschließlich mit Leimfarbe selbst überstreichbar. Leimfarben setzen sich z. B. aus Kreide, Marmormehl, Porzellanerde und einem konservierungsmittelfreien Bindemittel zusammen, sie eignen sich gut für Allergiker. Zudem sind sie nicht wasserfest. Leimfarben sind hoch diffusionsoffen und haben positive Auswirkungen auf das Raumklima. Ungeeignete Untergründe sind Ölfarbenanstriche, Kunststoffbeschichtungen oder nicht saugfähige und dauerfeuchte Untergründe.
Wandfarbe matt oder glänzend?
Bei der Frage, ob eine Wand matt oder glänzend gestrichen wird, entscheidet zunächst einmal der persönliche Geschmack. Weiterhin sind seiden- oder hochglänzende Farben schwieriger in der Verarbeitung. Bei Seidenglänzend muss man unter Umständen, bei Hochglanz mit Sicherheit zweimal streichen. Der Kostenfaktor ist ein entscheidender Faktor, da glänzende Farbe teurer ist als matte. Bei Glanzfarben ist darauf zu achten, dass die Wände glatt sind, da Unregelmäßigkeiten schneller auffallen. In der Regel sind Mattfarben nicht so strapazierfähig wie Glanzfarben.
Silikatfarbe oder Dispersionsfarbe?
| Silikatfarbe |
Dispersionsfarbe |
- Diffusionsfähiger
- Bietet keinen Nährboden für Pilze und Bakterien
- Untergrund muss mineralisch sein
- Für Allergiker geeignet
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- Kostengünstiger
- Füllt besser
- Scheuerbeständiger
- Mit Abtönfarbe zu jedem Farbton mischbar
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Eigenschaften der verschiedenen Wandfarben
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Häufige Anwendungsbereiche |
Vorteile |
Nachteile |
Wohngesund? |
| Lehmfarbe |
Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnzimmer |
Geruchsneutralisierend Atmungsaktiv Feuchtigkeitsregulierend |
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Ja |
| Silikatfarbe |
Keller, Garage, Wohnzimmer, Fassade |
Gutes Diffusionsvermögen Antibakterielle Wirkung Langlebig |
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Ja |
| Dispersionsfarbe |
Innen- und Außenbereich |
Vielseitig einsetzbar Schnell trocken |
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Kunstharz nein Naturharz ja
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| Latexfarbe |
Küche, Bad, Treppenhaus |
Strapazierfähig Wasserabweisend |
- Kein Überstreichen mit normaler Wandfarbe
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Nein |
| Kalkfarbe |
Altbau, Keller, Bad, Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer |
Desinfizierend Schimmelhemmend Diffusionsoffen |
- Hält nicht auf Dispersionsfarbe, Leimfarbe oder Tapete
|
Ja |
| Leimfarbe |
Stuck, Decke, Wohnzimmer, Kinderzimmer |
Hochdeckend Diffusionsoffen Keine Konservierungsstoffe |
- Schwer zu übermalen
- Nur für trockene Räume
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Ja |
Welche Hilfsmittel brauche ich?
Haben Sie sich für die gewünschte Farbe entschieden, sollten Sie sich folgende Hilfsmittel für das Streichvorhaben zulegen:
Pinsel:
Pinsel nutzen Sie für das Absetzen von Kanten oder kleinen Flächen. Je nach Bürstenbreite können damit auch filigrane Elemente gemalt werden.
Rolle:
Mit der Rolle streichen Sie schneller große Wandflächen. Die Farbrolle kommt zum Einsatz, nachdem die Kanten mit einem Pinsel abgesetzt wurden.
Abklebeband:
Sind Randleisten, Fenstersimse oder andere Elemente im Raum, die vor der Farbe geschützt werden sollen, so klebt man diese mit Band ab oder entfernt sie.
Abdeckfolie und Vlies:
Möbel, die nicht aus dem Raum gebracht werden können, stellen Sie in die Raummitte und decken sie mit einer Folie ab. Das Gleiche gilt für den Boden. Teppiche, Laminat und Co. schützen Sie mit einem Vlies.
Vorarbeiten der Wandgestaltung
Bevor man mit dem Anstrich beginnt, sollte man den Untergrund prüfen.
Voranstriche, Tapetenreste oder Unebenheiten sollten möglichst komplett beseitigt sein. Im schlechtesten Fall kann es sonst dazu führen, dass die Farbe nach dem Auftragen und Trocknen wieder abblättert.
HINWEIS: Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Farbe nicht gleich beim ersten Anstrich komplett deckt. Ein zweiter Arbeitsvorgang ist somit oft notwendig.
Was zusätzlich bei der Raumgestaltung zu beachten ist
Für die
Deckkraft spielen unter anderem die Inhaltsstoffe eine Rolle. Farben mit
Silikat weisen oft eine sehr gute Deckkraft auf. Außerdem vermeiden sie
Schimmelbildung. Ob Sie sich für matte oder glänzende Variante entscheiden, entscheidet der Geschmack. Wichtig ist, dass bei Außenfarben bzw. Fassadenfarben darauf geachtet werden muss, dass diese besonders wasserfest sind. Innenfarben hingegen sollten hauptsächlich atmungsaktiv sein, damit sich kein Kondenswasser bildet. Außerdem ist es sinnvoll, sie farblich an die verlegten Bodenbeläge, wie z. B.
Parkett und anzupassen. Gerade bei dunklen Räumen bietet es sich an, helle Wandfarbe und
Glastüren zu verwenden.